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© Bildrecht, Wien, 2019; Foto: Leopold Kessler; © Bildrecht, Wien, 2019; Videostills
Food track 1-3
© Bildrecht, Wien, 2019; Foto: Leopold Kessler; © Bildrecht, Wien, 2019; Videostills
© Bildrecht, Wien, 2019; Foto: Leopold Kessler; © Bildrecht, Wien, 2019; Videostills

Food track 1-3

Künstler/in (geb. 1976 in München, Deutschland)
Date2019
ClassificationsVideo
Medium3 Videos auf ext. Festplatte, 16:9, HD, color, sound (dt.), subtitles (dt.), native
Paper Support3-teilig
Dimensions7 min 46 sec 380 ms; 10 min 39 sec 840 ms; 2 min 41 sec 594 ms
Credit LineArtothek des Bundes
Object number28279
DescriptionZum Stadtbild westlicher Großstädte gehören seit kurzem Fahrradboten in bunten Uniformen die mit sperrigen Kisten am Rücken und Handy in der Hand die Straßen bevölkern. Firmen wie Foodora bieten einen Zustellservice von Slowfood Restaurants zu Privatkunden an. Der Kunde wählt auf der Webseite das Restaurant, sowie die Speisen und bezahlt online, die gesamte Kommunikation und Bezahlung findet online statt. Die Omnipräsenz der Boten wird als Anzeichen für die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Besser und Schlechtergestellte verstanden. Die prekären Arbeitsverhältnisse der Zusteller/innen sind nicht zuletzt durch ihre Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit oft Diskussionsstoff in den Medien. Doch gerade wegen ihrer Alltäglichkeit und auch, weil mittlerweile kaum jemand ohne ihre Dienste auskommt, hat man sich an die bunten Dienstmänner und Frauen gewöhnt. Das ambivalente Gefühl des Bedient-werdens wird durch die poppige corporate identity der Firmen überspielt.
Die Arbeiten Food track 1-3, die für die Neue Galerie der Tiroler Künstlerschaft in Innsbruck neu entstanden sind, dokumentieren und unterwandern sowohl den gewohnten Blick als auch das System selber.

Im Video Food track 1 wird die zwischenmenschliche Interaktion zwischen Boten und Auftraggeber behandelt. Die Schnittstelle ist die Wohnungstür des Künstlers. Die Perspektive der Kamera, die im Stiegenhaus montiert ist, objektiviert den subjektiven Blickwinkel der Protagonisten. Verglichen mit der Sichtbarkeit im öffentlichen Raum findet der letzte Teil der Dienstleistung fast im Verborgenen statt. Im normalerweise unbeobachteten Warten des Boten vor der Tür kulminiert das Machtgefälle zwischen den Akteuren.

Food track 2 beginnt mit derselben Kameraeinstellung allerdings mit der umgekehrten Handlung: der Künstler verlässt die Wohnung (und seine privilegierte Position) nun selbst in der bekannten pinken Uniform. Die Kamera wird jetzt mobil, man begleitet den „Boten“ unmittelbar bei seinen Versuchen in der Welt der Zusteller Fuß zu fassen. Anfängliche Misserfolge werden von erfolgreicheren Aktionen abgelöst. Man bekommt ein Gefühl für die Hektik und den Stress unter dem die Beteiligten stehen. Alle funktionieren, gesteuert durch die unsichtbaren Anweisungen des Digitalen. Die analoge Kommunikation ist minimal. Nur so kann man sich erklären, wie es dem Künstler gelingt, mit einer umgefärbten pinken Jacke und einer selbstgebastelten Kiste am Rücken gelegentlich die Nahrungs- und Befehlskette zu unterbrechen.

In der Arbeit Food track 3 wird dafür nicht auf Täuschung gesetzt, sondern auf explizite Gewalt. Beim Überfall auf einen Foodora-Boten wird nicht sein Geld (oder Fahrrad) entwendet, sondern der Inhalt seines Rucksacks. Die Pizza wird an Ort und Stelle gegessen, der leere Rucksack liegen gelassen.
In einer relativ ausgeglichenen Gesellschaft stellt die Aussicht auf eine Mahlzeit kaum einen Grund für Gewaltanwendung dar. Food track 3 thematisiert beginnende soziale Verwerfungen, indem ein dystopischer Endzustand antizipiert wird.
Die stoische Reaktion der vorbeifahrenden Boten auf den herumliegenden Rucksack ihres Kollegen gibt einen Vorgeschmack, an was man sich alles gewöhnen kann.

Text: Leopold Kessler
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Foto: Leopold Kessler; Videostill
Leopold Kessler
2010
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Kessler
2007
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Fetz
1953
Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Leopold Birstinger
erworben 1967
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Birstinger
erworben 1971
Foto: Belvedere, Wien
Leopold Ganzer
1961
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Birstinger
erworben 1962
Foto: Belvedere, Wien
Leopold Schölm
erworben 1953
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Schölm
erworben 1955
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Ganzer
1968
Foto: Artothek des Bundes
Leopold Schabauer
1967