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© Bildrecht, Wien, 2021; Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Boschetto
© Bildrecht, Wien, 2021; Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
© Bildrecht, Wien, 2021; Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

Boschetto

Künstler/in (geb. 1960 in Linz, Oberösterreich)
Date2006
ClassificationsDruck
MediumComputer, Ilfoflex, Alu
DimensionsRahmen: 132 × 196 cm
Credit LineArtothek des Bundes
Object number27192
DescriptionParadiso - pausa creativa

Für den visuellen Künstler lassen sich Themen wie Tod oder Ewigkeit nicht in gleichem Maß mit Bildern entfalten oder aus der Realität abstrahieren, wie das beim Thema Paradies der Fall wäre. Mit bildlichen Ausdrücken kann der Unfassbarkeit des Todes oder der Ewigkeit wahrscheinlich nur über einen absolut abstrakten Beitrag Gegenwart verschafft werden. Etwas anderes wäre die Ausgestaltung einer Phantasie oder einer Erinnerung eines privaten Erlebnisses.

Ganz anders verhält es sich meiner Meinung nach mit Gedanken an das Paradies. Der Begriff löst bereits auf der Ebene seiner eigentlichen Bedeutung, der eines an sich heilen(Menschen-) Ursprungs zahlreiche und wohl auch historische Bilder aus, welche alle seiner Identität Ausdruck verleihen. Wesentlich herausfordernder und wie mir scheint spannender ist die verwässerte und fast einlösbare Bedeutungsseite des Paradieses. Was in der Kunstgeschichte als Bild vom Paradies auftaucht, steht immer in enger Verbindung zu einer idealen Lebenswelt und Landschaft. So groß ist der Sprung nicht zur werbegerecht aufbereiteten paradiesisch schönen Landschaft einer Fernreisedestination. Unabhängig von Ort und Beruf lebt aber niemand am Ort des Paradieses, sofern dort sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ist. Der Wunsch, zu erleben, wie das Leben an einem anderen Ort unter anderen Bedingungen wäre, ist meiner Meinung nach zumindest partiell eine Frage und Suche nach einem Paradies. Sicher ist es eines der geheimen Ziele von Fernreisen. Die Distanzierung von Alltagsbedingungen zum Zwecke ihrer Objektivierung ist also ein kultivierter Wunsch ans Urlaubsparadies und sagt mehr über unsere Träume von Glück und Harmonie aus und auch über das verlorene Glück. Das Paradies war nie im Jenseits angesiedelt und ist mit Ewigkeit auch nicht zu vergleichen. So bleibt es für viele bei der Suche nach einem auffindbaren Paradies. Warum sollten Menschen in ihrem Leben nicht versuchen, manchmal auf hohem Niveau in Glück und Harmonie mit der Welt zu sein? Jedoch ist das das Paradies? Und siehe da, die heiß ersehnten und mit Verve errungenen Perioden der Ferien führen nicht selten auch ins Zentrum von Krise und Enttäuschung.

Mein Paradieszyklus entwickelt eine Theaterkulisse, in der die Wirklichkeit zur Ruhe kommen soll und sich gewissermaßen im Stillleben fortsetzt. Kunst als Aufenthalt im Paradies oder Kunst als genuin gestalteter Lebensraum, im Urlaub und im Paradies? In meinem Zyklus soll die Wirklichkeit in einer Kulisse gebannt werden, um einen Moment lang betrachtet werden zu können. Der Stachel des unaufhaltsamen Fortlaufs ist der Wirklichkeit im Bild genommen. Wie beim Reisen gewinnen wir Distanz zu unserer alltäglichen Lebenswirklichkeit. Jedoch hat selbst die paradiesischste Feriendestination (wie auch ein Ausflug in die Kunst) eine uns entgegentretende, uns herausfordernde Seite. Diese prüft unsere Haltung und Meinung. Gleich wie wir uns den neuen Vorgaben stellen und wie wir sie interpretieren, unsere Reflexion ist der Weg zurück in unsere persönliche Wirklichkeit und Identität. Somit ist das kleine „einlösbare“ Paradies eine konstitutionelle Station unserer Biografie.

Paradiso – pausa creativa, das Glasschichtenobjekt zeigt mehr als eine schöpferische Pause, in ihr gerinnt die Zeit, wird zum Raum, eingeteilt in Schichten auf einer begrenzten Bühne. Vergegenständlicht wird die Welt für einen Moment überschaubar. Als Beobachter sind wir nicht verschwunden, sondern auf der letzten Bildebene im Spiegel wieder sichtbar. Unser Betrachtungsstandort ist beweglich und kann entlang des panoramischen Bildobjektes verschoben werden. Trittico Paradiso bestehend aus Boschetto, Flutti und Fiamme zitiert die oft gezeigten Dramen der Kulturgeschichte wie Erbsünde, Sintflut und Hölle. In „meinem“ Paradies sind die infernalen Brüche aber zum Stillleben geworden, als gäbe es im Paradies keine universalen Extreme.

Wahrscheinlich sind im Paradies die tiefsten Einschnitte menschlicher Erfahrung als dramaturgische Prinzipien vorhanden. Prinzipien zur Erlangung von Erkenntnis. Zur Erlangung der Erkenntnis des Paradieses? Jedenfalls wären sie Prinzipien einer kunstvollen Regie und so bleibt vorerst nur die schöpferische Pause zur Findung der Identität in der Kunst dem kleinsten Paradies!

Johannes Deutsch
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© Bildrecht, Wien, 2017; Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Johannes Deutsch
1988
© Bildrecht, Wien, 2015; Foto: Belvedere, Wien
Johannes Domenig
1993
Foto: Artothek des Bundes
Johannes Wanke
erworben 1973
Foto: Belvedere, Wien
Johannes Ziegler
1998
Foto: Artothek des Bundes
Johannes Fischer
erworben 1955
Foto: Belvedere, Wien
Johannes Ziegler
1997
Foto: Artothek des Bundes
Johannes Seidl
erworben 1984
© Bildrecht, Wien, 2016; Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Johannes Steidl
1988
Foto: Artothek des Bundes
Johannes Wanke
1960
Foto: Artothek des Bundes
Johannes Wanke
erworben 1954
Foto: Artothek des Bundes
Johannes Ziegler
1996